
Axel Busenkell, Reha-Leiter des FSV Mainz 05, spricht im Interview über das Vertrauensverhältnis zu den Spielern und erklärt, welche Rolle die Musikauswahl bei der Arbeit spielt.
Palma. Kaum jemanden sieht Axel Busenkell dieser Tage so oft wie Stefan Bell und Karim Onisiwo. Der Leiter der Reha des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 arbeitet mit den beiden verletzten Profis während des Trainingslagers auf Mallorca an deren Rückkehr auf den Rasen. Im Interview spricht der 51-Jährige über das Vertrauensverhältnis zu den Spielern und erklärt, welche Rolle die Musikauswahl bei der Behandlung spielt.
Herr Busenkell, wir befinden uns mitten in der XXL-Winterpause, im ersten von zwei Trainingslagern der 05er. Welche Herausforderungen bringt diese Situation für den Athletik- und Rehabereich mit sich?
Es ist für alle Vereine eine neue Situation. Dafür gibt es kein Patentrezept, weshalb das Ganze schon etwas von „trial and error“ hat. Rein physisch ist es interessant, so eine lange Pause zu haben, um Defizite – in der Reha sowie in anderen Bereichen – aufzuarbeiten.
Welchen Ansatz verfolgen Sie, um die Bundesliga-Pause bestmöglich zu nutzen?
Wir wollen keine extrem lange Pause machen, sondern den Motor der Jungs am Laufen halten, um dann im Januar direkt starten zu können, ohne erst langsam wieder reinkommen zu müssen.
Damit das Verletzungsrisiko im Januar nicht steigt?
Unter anderem, ja. Deshalb machen wir nicht wie einige andere Vereine zwischenzeitlich vier Wochen am Stück Pause.
Falls sich dennoch ein Spieler verletzt, arbeiten Sie mit diesem an seinem Comeback. Je nach Verletzung auch mal monatelang. Entsteht da eine Vertrauensbasis?
Im Reha-Bereich ist eine gute Vertrauensbasis extrem wichtig. Ich verbringe sehr viel Zeit mit den Spielern, teilweise zwei, drei Stunden am Stück. Das funktioniert ohne Vertrauen nicht. Mit Stefan Bell etwa habe ich schon die eine oder andere Reha-Maßnahme durchgeführt. Wir kennen uns. Ich weiß, wie ich mit ihm umzugehen habe. Man muss sich immer wieder auf den einzelnen Spieler einlassen – aber das ist auch das Schöne.
Die Arbeit ist also mit jedem Spieler anders?
Man muss sich auf den Spieler einlassen und die Reha auf den Spieler abstimmen. Dafür muss ich ihn gut kennen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Musikauswahl. Mit Stefan Bell zum Beispiel höre ich eine andere Playlist als mit Karim Onisiwo. Durch solche Dinge entsteht eine gute Atmosphäre. Deswegen arbeite ich auch am liebsten immer nur mit einem Spieler, auf den ich mich voll und ganz fokussieren kann. Außerdem geht es darum, gemeinsam mit dem Spieler etwas zu erarbeiten. Es gibt keine Rezepte, die man auf alle Akteure mit identischen Verletzungen anwenden kann, auch wenn die Grundprinzipien gleich sind.
Sind Sie auch manchmal als Motivator gefragt, wenn ein Spieler nicht richtig mitzieht?
Früher gab es das eher. In dem Bereich sind die Spieler aber viel professioneller geworden. Wenn ich mit einem verletzten Spieler arbeite, habe ich das Glück, dass dieser so schnell wie möglich fit werden will. Die Eigenmotivation ist also sehr groß.
Manchmal zu groß?
Es kommt schon vor, dass ich mal auf die Bremse treten muss.
Wie wird entschieden, wann ein verletzter Spieler wieder auf den Rasen zurückkehren darf?
Die medizinische Abteilung legt gemeinsam fest, wann ein Spieler wieder mit der Mannschaft trainieren kann. Wir haben eine vorgegebene Routine, die der Spieler durchlaufen muss. Wenn das funktioniert, darf er wieder ins Training.
Arbeiten Sie unter großem Zeitdruck, wenn Sie für die Rückkehr eines Profis verantwortlich sind?
Klar. Wir versuchen immer, so schnell wie möglich zu arbeiten – in einem vernünftigen Rahmen. Natürlich können wir aufgrund unserer Erfahrungswerte auch manchmal ein kalkuliertes Risiko eingehen und den Spieler nach Rücksprache mit dem Cheftrainer für Kurzeinsätze freigeben. Grundsätzlich gehen wir aber keine unnötigen Risiken ein, da eine Folgeverletzung die Ausfallzeit nur erhöhen würde.