Wird Bobic bei der Eintracht zum „Frühstücksdirektor“ degradiert?

aus Eintracht Frankfurt

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Jetzt ist klar: Fredi Bobic verlässt die Eintracht. Archivfoto: dpa

Auch wenn der wechselwillige Sportvorstand bei der Frankfurter Eintracht bleiben sollte, wird sein Einfluss schwinden. Trainer Adi Hütter müht sich derweil am Personal-Puzzle.

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FRANKFURT. Die Frage nach Bastian Schweinsteiger war Eintracht Frankfurts Adi Hütter bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) ziemlich lästig. Wohl auch weil er weiß, dass Schweinsteiger bei der Eintracht weder auf einer Liste der möglichen Nachfolger von Sportvorstand Fredi Bobic steht, schon gar nicht vom Aufsichtsrat (AR) kontaktiert wurde und auch selbst kein Interesse gezeigt hat.

Die Vorstellung von Schweinsteiger als Sportvorstand in Frankfurt mag einen gewissen Charme haben, ist aber eine Meldung aus dem Reich der Fabel. Hütter also hat den Namen Schweinsteiger gemieden und die Frage so beantwortet: „Ich verhalte mich loyal gegenüber meinen Chefs Fredi Bobic und Bruno Hübner.“ Beide freilich werden zum Ende der Saison in Frankfurt aufhören. Bei Bobic gibt es ja eine besondere Konstellation: Er will weg, hat aber noch Vertrag. Ob sich Interessent Hertha BSC bei der Eintracht wegen Verhandlungen über eine „Ablöse“ gemeldet hat, ist nicht bekannt. Einen Nachfolger aber suchen die Frankfurter trotzdem, sie haben auch eine kleine Liste, aber ohne den Namen Schweinsteiger. Die Eintracht würde den Posten selbst dann neu besetzen, sollte Bobic keinen neuen Arbeitgeber finden. Dann müsste der zuletzt allmächtige Bobic ins zweite Glied zurücktreten oder gar sein Geld als machtloser „Frühstücksdirektor“ verdienen. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass es dazu kommt.

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Der Trainer will all die Spekulationen von der Mannschaft fernhalten. Er weiß, dass es auf jedes Prozent Konzentration ankommt, wenn sich die Eintracht ihren großen Traum von der Rückkehr nach Europa erfüllen will. Nebengeräusche sind da nur ablenkend und schädlich. „Champions League wäre grandios, Europa League wäre auch sehr gut, Conference League wäre nochmal was anderes“, sagt er, „wir wollen da vorne drinbleiben, wir können es auch, aber der Druck liegt woanders.“ Die Bedeutung des Heimspiels gegen Union am Samstag ist dementsprechend groß. „Alle Spiele, die jetzt anstehen, sind mehr oder weniger Endspiele“, sagt Hütter, „mit einem Sieg gegen Union würde der Punkt aus Leipzig noch mal wertvoller.“ Und der Gegner wäre um neun Punkte distanziert.

Kehrt Hinteregger in den Kader zurück?

Dass ausgerechnet jetzt die Personaldecke dünner geworden ist, will der Eintracht-Coach nicht überbewerten. Er ist nun gefragt, für das Heimspiel gegen union Berlin am Samstag eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzubasteln. Das wichtigste Puzzleteil im großen Gesamtbild wird Martin Hinteregger sein: Kann der Abwehrchef, der sich vor einer Woche eine leichte Oberschenkelzerrung zugezogen hat, mitmachen oder nicht? Am Donnerstag ist Hinteregger auf den Platz zurückgekehrt. „Er hat individuell trainiert, mal sehen, wie es am Freitag aussieht“, sagte der Frankfurter Trainer, „wenn er nicht hundertprozentig fit ist, lasse ich ihn nicht spielen.“ Es sei nun ein Wettlauf mit der Zeit. Ob mit oder ohne Hinteregger, die Grundordnung will Hütter nicht verändern. „Wir haben noch genügend Alternativen“, sagt er. Hilfreich ist, dass Daichi Kamada nach einer Rückenverletzung einsatzfähig ist. Sicher fehlen werden Tuta, Amin Younes (beide gesperrt), Erik Durm und Almamy Touré (beide verletzt).

Wie viele andere Klubs auch wird die Eintracht in der kommenden Woche Nationalspieler nicht abstellen, wenn die Länderspiele in Corona-Risikogebieten stattfinden und danach eine längere Quarantäne droht. So muss Österreich beim Spiel in Schottland auf jeden Fall auf Stefan Ilsanker und Martin Hinteregger verzichten. Die Eintracht verweigert die Abstellung. „Das ist kein Thema, sie werden dieses Spiel nicht absolvieren“, sagt Hütter.

Von Peppi Schmitt