Filip Stojilkovic, Neuzugang beim SV Darmstadt 98, redet ungern über seine Stärken. Er will sie lieber auf dem Platz zeigen – kann er das schon am Freitagabend in Sandhausen?
Darmstadt. Filip Stojilkovic ist keiner, der allzu sehr nach vorne prescht. Der 23 Jahre alte Schweizer, der seit Dienstag den Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 verstärken soll, spricht eher ruhig, bedacht. Was nicht daran liegt, dass er nicht antworten will, wenn man ihn etwas fragt. Es liegt eher daran, dass er lieber Taten statt Worte sprechen lässt. „Ich mag nicht groß reden darüber, was ich gut kann und was nicht“, sagte der 23-Jährige am Mittwoch in einer Medienrunde. „Ich will der Mannschaft helfen mit Aggressivität und Laufbereitschaft, mit Toren und Assists. Hauptsache, die Mannschaft gewinnt, und wir sind erfolgreich.“
Teamplayer nennt man so etwas, und man nimmt das dem vom Schweizer Erstligisten FC Sion gekommenen Stojilkovic auch wirklich ab. Zumal er sich erst einmal akklimatisieren muss, schließlich kannte er zuvor keinen einzigen seiner neuen Teamkollegen persönlich. „Ich habe sie erst hier getroffen, aber sie haben mich sehr gut aufgenommen“, berichtete der Stürmer, „auch neben dem Platz ist alles gut, alle sind freundlich. Es macht Spaß, mit ihnen zu kicken.“
Die meisten Vereine sagen dann: Ciao. Aber Darmstadt blieb dran, das war super.
Der Kontakt nach Darmstadt war lange da, knapp ein Jahr lang hat man immer mal wieder miteinander gesprochen, verrät Stojilkovic. „Irgendwann kam ich dann mal hierher zum Anschauen, da habe ich alle aus dem Staff kennengelernt.“ Im Oktober war das, doch es sollte noch ein bisschen dauern, bis er an den Woog kommen würde. „In den letzten Tagen ging dann alles sehr schnell, ich habe auch gar nicht alles mitbekommen“, sagte Stojilkovic. „Aber ich habe natürlich gewusst, dass sie verhandeln. Nach einem Spiel mit Sion hieß es dann: Komm nach Darmstadt! Ich war sehr glücklich – jetzt bin ich hier.“
Dass es nicht früher geklappt hat, sei schade, aber jetzt eben auch Geschichte, findet der 1,86 Meter große Mittelstürmer. „Es gab Probleme mit dem Präsidenten in Sion, er wollte mich zuvor nicht gehen lassen.“ Mühsam sei das gewesen, und auch deshalb ist Stojilkovic, der mit seiner Mutter nach Darmstadt gezogen ist, den Lilien dankbar. „Die meisten Vereine sagen dann: Ciao. Aber Darmstadt blieb dran, das war super.“
Und so traf er sie dann doch noch, seine „Herzensentscheidung“, wie er sie nennt. „Etwas hat mir gesagt, dass es hier das Richtige für mich ist.“ Sein Vertrag läuft bis 2027, und er hat Darmstadt anderen Vereinen vorgezogen. Juventus Turin etwa hat sich auch bemüht, bekam aber einen Korb. Weil sie ihn direkt wieder verleihen wollten. „Ich finde, dass man einen Verein haben soll, der hinter einem steht und nicht nur verleiht“, sagte der Offensivspieler. Deshalb also: Darmstadt statt Turin.
Wo er so viele Spielminuten sammeln will wie möglich, wissend, dass man als Stürmer nun mal an Toren und Vorbereitungen gemessen wird. „Ich will mit Darmstadt 98 so weiterziehen, wie es jetzt gerade ist, und weiter erfolgreich sein“, sagte er denn auch. Wovon ja alle profitieren würden, schließlich könnte am Ende der Saison der Aufstieg in die Bundesliga stehen. Die auch Stojilkovic kennt, auch, weil er mal ein Jahr bei 1899 Hoffenheim gespielt hat. Das war in der Saison 2018/19, in der U19. Er zog Hoffenheim damals dem VfL Wolfsburg vor, bereut hat er das nicht. „Ich hatte danach ein Angebot eines deutschen Zweitligisten, aber dazu habe ich mich damals noch nicht bereit gefühlt.“ Es ging zurück in die Schweiz, zum FC Wil unter Trainer Ciriaco Sforza. Von dort nach Sion – und jetzt wieder nach Deutschland. Wo er sich beweisen, wo er sich durchsetzen will.
In der Jugend ist es in Deutschland zehnmal besser als in der Schweiz.
„Ob ich schon am Freitag in Sandhausen spiele, wissen wir alle noch nicht“, ließ er sich am Mittwoch nichts entlocken. „Das wird sich zeigen, es ist ja nicht meine Entscheidung.“ Bereit wäre er jedenfalls, daran lässt er keinen Zweifel. Die Zeit in Hoffenheim hat ihn geprägt, weil ihn der deutsche Fußball seither nicht mehr losgelassen hat. „Das war eine super Erfahrung, das kann ich jedem nur empfehlen“, sagte er, „der deutsche Fußball ist attraktiver als der in der Schweiz. Dort ist es als junger Spieler leichter, in die erste Mannschaft zu kommen. Aber in der Jugend ist es in Deutschland zehnmal besser als in der Schweiz.“
Ob er sich am Ende denn noch wohlgefühlt hat in Sion? Ja klar, sagte Stojilkovic. So richtig nimmt man ihm das indes nicht ab, es klingt ein bisschen pflichtschuldig. „Sie haben mir eine Chance gegeben, ich kann nichts Negatives sagen“, meinte er. Um direkt hinterherzuschieben: „Für mich war der Zeitpunkt perfekt, hierher zu kommen. Ich bin überglücklich, dass ich hier bin.“