Hinter dem Ringer-Meistertitel des ASV Mainz 88 stecken harte Arbeit, ein starkes Team hinter dem Team und Management-Geschick. Vorsitzender Baris Baglan weiß, wovon er spricht.
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Herr Baglan, haben Sie schon vollständig realisiert, was am Samstagabend in Stuttgart passiert ist?
Bei Weitem nicht. Es ist in den letzten Wochen viel passiert, alles war sehr eng getaktet in der Liga. Wir hatten kaum Luft zum Verschnaufen. Wir haben eine herausragende Hauptrunde gerungen. Es ist einfach nur schön, dass die Jungs und Trainer sich für ihre harte Arbeit selbst belohnt und gekrönt haben. Es braucht aber noch Zeit, das alles sacken zu lassen und zu realisieren.
Wie sah es am Samstag in Ihnen zur Pause aus? Haben Sie zu dem Zeitpunkt noch dran geglaubt, dass Ihr Team das Ding noch drehen kann?
Ja, haben wir. Natürlich haben wir in der Pause durchgeschnauft, weil in der ersten Hälfte nicht alles nach Plan lief. Aber der Glaube daran, dass wir es noch schaffen können, war da. Wir wussten, dass es im zweiten Durchgang nicht einfacher wird. Aber die Geschichte zeigt: Mainzer darf man niemals abschreiben. Der Abend in Stuttgart war ein Sinnbild dafür, wie professionell die Einstellung und wie groß der Teamspirit bei uns ist. Ich sehe vor mir eine unheimlich starke Einheit und habe selten so viel Energie und Mentalität gefühlt in einer Mannschaft. Deshalb kann man alle im Verein nur beglückwünschen. Ich bin Erster Vorsitzender des ASV Mainz 88, bin aber auch genauso Fan des ASV. Daher: Hut ab vor der gemeinschaftlichen Leistung von Trainern und Team.
Was hat Sie so sicher gemacht, dass der Titel nach der Finalniederlage 2022 dieses Jahr nach Mainz geht?
Man kann in der Chronologie des Saisonverlaufs sehen, dass wir unerschütterlich daran geglaubt haben. Die vergangene, unvollendete Saison war die beste seit neun Jahren. Es war schön, dass wir damals nach vielen Halbfinalteilnahmen zeigen konnten, dass wir auch Finale können. Das war gut. Aber natürlich saß der Stachel tief, dass es nicht für den letzten Schritt gereicht hat. Mit unkonventionellen, aber klugen Verstärkungen haben uns unsere Kaderplaner David Bichnashvili, Markus Klingler und Harun Yildiz vor Saisonbeginn flexibler gemacht. Durch die starke Hauptrunde haben wir frisches Selbstvertrauen bekommen und hatten in der Vergangenheit wiederholt bewiesen, dass man uns niemals abschreiben darf. Wir leben eine Never-give-up-Mentalität und sind immer gut für Mainzer Momente. Wir durften schon zuhauf magische Momente erleben, bei unseren Heimkämpfen. Aber auch auswärts haben wir es immer gut hinbekommen, den Gegenwind des Publikums zu kanalisieren und die Halle wieder möglichst still zu bekommen. Das ist uns in Stuttgart wieder einmal geglückt. Daher ist es immer eine Mischung aus Fähigkeiten, Mentalität, Taktik und einem quäntchen Glück. Das haben wir uns aber hart erkämpft: Wer in den Play-Offs keinen Kampf verliert, ist am Ende verdient Deutscher Meister.
Fühlt sich der Meistertitel doppelt gut an, wenn man daran denkt, dass man vergangenes Jahr knapp gescheitert ist?
Natürlich. Das letzte Jahr hat wehgetan. Wir wissen, wie hart unsere Jungs mit den Trainern für den Erfolg arbeiten. Unsere Trainer David Bichinashvili und Harun Yildiz sind Bessermacher und die besten Trainer, die man sich vorstellen kann. Nach dem Final-Hinkampf war allen Beteiligten klar, dass es noch weitergehen muss. Wir haben klar kommuniziert, dass wir noch nicht am Ende des Weges sind. Der berühmte letzte Schritt hat noch gefehlt, und wir waren alle entschlossen, diesen im Rückkampf zu gehen und das verlorene Finale vom Vorjahr ein Stück weit vergessen zu machen. Wir sind ein attraktiver Verein. Wir haben über 70 Jugendliche, die am regelmäßig am Trainingsbetrieb teilnehmen. Wir trainieren jeden Tag mehrere Stunden. Das ist ein Baustein unseres Erfolgs: Wir arbeiten sehr hart dafür. Die Trainer sind der neuralgische Knoten in diesem Kontext. Unser Vereinsmotto ist: Gemeinsam stärker. Wir sind mehr als die Summe unserer Einzelkönner. Es gibt Teams mit einem deutlich höheren Budget als unseres. Aber wir haben den Pott. Die Jungs sind Löwen, die in Stuttgart ihr Löwenherz ausgepackt, den Pott eingepackt und in unser Städtchen zurückgebracht haben. Das erfüllt uns mit Freude und Stolz.
Sie waren bereits als aktiver Ringer mehrfacher und als Trainer Mannschaftsmeister. Jetzt erstmals als Vorsitzender des ASV. Welcher der drei Erfolge war für Sie persönlich der größte/schönste? Und warum?
Jeder Gedanke an die Meisterschaft, die man erringt – in welcher Funktion auch immer -, erzeugt bei mir Gänsehaut. Ich bin aber auch sehr affin für Gänsehaut (lacht). Es ist sehr schwer zu vergleichen. Alle Meisterschaften waren sehr intensiv, weil ich seit dem sechsten Lebensjahr diesem Sport verfallen bin. Das ist eine wichtige Säule meines Lebens. Von daher ist es etwas Außerordentliches und Besonderes, Meisterschaften und Finalkämpfe miterleben zu können. Die Meisterschaften in verschiedenen Funktionen sind für mich schwierig miteinander zu vergleichen. Als Sportler ist man auch natürlich bestrebt, das Beste fürs Team zu geben. Du musst dich dann aber auch auf deinen Kampf fokussieren. Als Trainer bist du in einer absoluten Dynamik drin und mit jedem Sportler in einem intensiven Austausch. Man hat einen enormen Druck, weil man als Trainer vorweg geht. Die Jungs schauen zu einem auf. Ich sehe es als ehrenvolle Aufgabe an, so einem Traditionsverein vorsitzen zu dürfen. Als Teamplayer bin ich der Überzeugung, dass das nur mit einem starken Team gelingen kann. Wir haben starke Persönlichkeiten in unserer Vorstandschaft, die mir viel abnehmen und die viel mit mir auf den Weg gebracht haben. In Summe sind es als Vereinsvorsitzender weitere Ebenen, die man bedienen muss und mit denen der Erfolg einhergeht. Alles ist intensiv und jede Position hat ihre Besonderheit.
Welche persönlichen Ziele haben Sie nach all den Erfolgen überhaupt noch?
Wer mich kennt, weiß, dass ich/wir als Verein uns nichts einbilden auf das, was wir erreicht haben. Im Sport ist nichts so schnell vorbei, wie vergangener Erfolg. Deshalb ist eines unserer Erfolgsrezepte, dass wir immer devot und bodenständig geblieben sind, trotz dieser Konstanz im letzten Jahrzehnt und nach jeder Saison kritisch hinterfragen und uns stetig weiterentwickeln wollen. Insofern ist die Liebe zum Sport für mich Motivation genug. Genau wie die Liebe und Verbundenheit zum Verein. Ich bin 1980 dem Verein beigetreten und lebe den ASV mit allen gemeinsam – mit den Mitgliedern und Verantwortlichen. Mich erfüllt die Aufgabe mit Freude und Leidenschaft. Durch meinen Vorgänger und sehr engen Freund, Tolga Sancaktaroglu, liegt die Messlatte sehr hoch. Nach dem letzten Meistertitel blieb er weitere sieben Jahre 1. Vorsitzender. In unserem Verein arbeiten auf allen Ebenen sehr respekt- und vertrauensvoll miteinander. So darf es gerne weitergehen.
Wird der Pokal im Rahmen des Rosenmontagszuges den Mainzern präsentiert?
Wir werden mit Stadt in Gespräche gehen. Ob es der Rosenmontagszug wird, ist eher fraglich. Die Notlage in der Türkei und in Syrien ist massiv. Unsere Jungs sind teils mittelbar und unmittelbar davon betroffen. Man kann in dem Zusammenhang nur den Hut vor Ahmet Yilmaz ziehen, der trotzdem äußerst fokussiert gekämpft und seinen Beitrag zum Titel geleistet hat. Burhan Akbudak, der aus Kahramanmaras kommt, ist seit Mitte letzter Woche vor Ort und packt aktiv mit an: Ein absolutes Vorbild auf und neben der Matte! Die menschliche Komponente ist immer eine wichtige beim ASV gewesen. Das wird auch in Zukunft so sein. Daher ist die Tendenz: Natürlich teilen wir den Pott mit unserem Städtchen, weil wir stolz sind ohne Ende. Aber ob es der Zug wird, ist eher unwahrscheinlich.
Welche Bedeutung hat der Titel für den Ringerstandort Mainz?
Von unserer Öffentlichkeitsarbeit weiß ich, dass wir gute Klickzahlen auf unserer Website haben. Wir sind ganz gut als Ringerverein in Mainz verankert und verwurzelt. Die Erfolge machen den Verein natürlich attraktiv. Unsere erste Mannschaft ist unser Aushängeschild. Das führt dazu, dass junge Menschen sich für den Sport interessieren und wir Talente für den Leistungssport gewinnen können. Der Ringkampf hat weltweit großes Ansehen und einen hohen Stellenwert. Wir sind ein internationaler Verein, der viele Kulturen in sich vereint. Wir wünschen uns, dass durch die Meisterschaft noch mehr junge Leute zu uns kommen und der Titel dafür eine Art Katalysator ist. Wir ringen aber natürlich auch neben der Matte um Unterstützung monetärer Art. Wir haben tolle Premiumpartner, die mit uns durch dick und dünn gehen. Aber die Krisen dieser Zeit nagen schon an uns und sind ein Stück weit bedrohlich. Wir haben durch die Pandemie viele kleine und mittlere Sponsoren verloren, die aus nachvollziehbaren Gründen andere Prioritäten setzen mussten. Das gilt es, zu kompensieren. Wir wünschen uns in dem Zusammenhang Sponsoren und Partner, egal welcher Größe, hinzugewinnen zu können und die Meisterschaft dafür nutzen zu können.
Ist es mit dem Titel im Rücken einfacher „Klinken putzen“ zu gehen?
Der Titel beziehungsweise der Pokal ist ein goldenes Argument in unserer Präsentation für potenzielle Sponsoren. Wir werden zeitnah anfangen, den Kampf neben der Matte zu führen und mit meinem geschäftsführenden Vorstand gemeinsam für Argumente und Sponsoren ringen. Da werden wir gegebenenfalls den ein oder anderen Beinangriff starten müssen, um die Sponsoren an Bord zu holen.
Was braucht es, um eine Nachhaltigkeit des Titels zu gewährleisten?
Wir haben in der Vergangenheit eine bemerkenswerte Resilienz und Krisenfestigkeit an den Tag gelegt. Dadurch sind wir ziemlich gefestigt, weil wir über die Jahre organisch gewachsen sind als Verein. Seit dem Aufstieg 2007 sind wir in kontinuierlich in der Bundesliga gewesen. Dadurch hat sich ein starker Vorstand etablieren können. Daher sehe ich auf absehbare Zeit nicht, dass wir uns von außen treiben lassen. Wir wissen, wozu wir im Stande sind, und haben unsere gesetzten Ziele. Dabei ist uns wichtig, den Fokus weiter auf den Nachwuchs zu legen. Wir sind in der Lage, immer wieder Jungs in die erste Mannschaft zu führen. Mittel- und langfristig ist das weiter unser Ziel. Die Durchlässigkeit zur ersten Mannschaft soll weiter bestehen. Wenn Jungs aus der Jugend hochkommen, sind sie gleich nochmal mit viel Herzblut dabei.
Wo sehen Sie noch Vermarktungschancen?
Natürlich war und ist die Pandemie ein globales Problem, das wir jetzt einigermaßen im Griff haben. Sie hat aber vieles Negatives zur Folge gehabt. Einer der wenigen positiven Aspekte: Die Ringer-Bundesligisten sind dadurch digitaler geworden. Da haben wir uns in Summe ein großes Stück weiterentwickelt. Es werden inzwischen bei fast jedem Verein Streams angeboten, über die sozialen Medien wird mehr in eigener Sache geworben und wir sind sehr emsig bei der Pflege unserer Website. Das sind natürlich weitere Vermarktungschancen. Fakt ist aber auch: All das machen wir ausschließlich im Ehrenamt. Da sind gewisse Grenzen gesetzt. Aber es hat in dem Bereich eine Entwicklung gegeben, bei der die Pandemie als Katalysator gewirkt hat. Das ist der richtige Weg. Wir haben mit dem Erfolg und unserer Arbeit in den letzten Jahren einen guten Grundstock gelegt. Diesen gilt es aber, weiter stabil zu halten – mit starken Leistungen, aber auch mit virtuellen Angeboten und Rahmenprogramm bei unseren Heimkämpfen.
Denken Sie unmittelbar nach dem Erfolg schon wieder dran, wie es in der nächsten Saison personell/finanziell weitergeht oder können Sie den Moment auch einfach mal genießen?
Mit Genießen ist noch nicht so viel im Moment. Wir gehen alle unserer Arbeit nach. Da gilt es auch, den Job zu schultern. Es ist viel passiert. Das gilt es, für sich zu ordnen und zu strukturieren. Es wird sicherlich eine Zeit geben, in der wir das alles genießen können im Kreise der Familie und engen Freunde. Darauf freuen wir uns. Wir haben das, was wir geschafft haben, auf der Habenseite. Der Meisterpokal steht in Weisenau! Das ist ausschlaggebend.
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Sehen Sie Verbesserungspotenzial von Verbandsseite her bei der Durchführung der Bundesliga?
Ich finde, dass wir ein recht attraktives Paket haben. Wir hatten zu den Play-offs überall volle Hallen. Man musste nach der Pandemie erstmal wieder die Mauern im Kopf einreißen und die sportbegeisterten Fans für sich gewinnen. Aber die Play-Offs haben Hoffnung gegeben. Wir sind, im Vergleich zu anderen Ländern, auf einem sehr guten Weg.
Was sind/werden die größten Herausforderungen für Ihren Verein in der nächsten Zeit?
Ich muss gestehen, dass wir in den vergangenen Jahren mit so vielen Herausforderungen konfrontiert waren und diese gemeistert haben, dass ich guter Dinge bin, dass wir sämtliche kommende Herausforderungen meistern werden. Wir werden Kraft ziehen aus dem Titel. Die Meisterschaft bestärkt uns darin, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir werden uns aber weiter hinterfragen und herausfiltern, wo wir noch Optimierungspotenzial haben. Aber das werden wir erst dann machen, wenn wir zur Ruhe gekommen sind und einmal kräftig durchgeatmet haben.