Darum sind Marokkos Fußballer für Youssef Mokhtari Legenden

Das Tor ins Halbfinale: Marokkos Youssef En-Nesyri (Mitte) jubelt nach seinem Führungstreffer gegen Portugal.
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Der in Raunheim aufgewachsene Ex-Nationalspieler hält auch einen WM-Halbfinalsieg für möglich. Dabei sieht er vor allem einen Trumpf beim Trainer, mit dem er einst zusammen kickte.

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Herr Mokhtari, hätten Sie es als Jugendlicher – beispielsweise als Sie mit 13 von Ihrem Heimatverein SSV Raunheim zum FSV Frankfurt gewechselt sind – für möglich gehalten, dass Marokko einmal ein WM-Halbfinale bestreitet?

Darüber habe ich mir in dem Alter keine Gedanken gemacht. Ich habe mir Gedanken gemacht, als ich selbst Profi war und für die Nationalmannschaft gespielt habe.

Zum Beispiel 2004, als Sie Torschützenkönig beim Afrika-Cup wurden und im Finale mit Marokko unglücklich mit 1:2 an Tunesien scheiterten?

Ja, aber da war ein WM-Halbfinale kein Thema. Zu meiner Zeit war schon die Qualifikation ein großer Erfolg. In meiner Generation waren Kamerun, Tunesien, Senegal, Ägypten, Elfenbeinküste und auch Mali sehr stark. Deren Spieler haben zum Teil bei Chelsea, Real Madrid und anderen Top-Klubs gespielt. Wir waren nur Außenseiter. 2006 haben wir in Tunesien 1:1 gespielt, hätten aber siegen müssen, um zur WM nach Deutschland zu kommen. Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Auch 2002, 2010 und 2014 haben wir die Quali nicht geschafft.

Sie kennen den marokkanischen Fußball. Hat Sie das Abschneiden des Nationalteams vielleicht weniger überrascht als den Rest der Fußballwelt?

Ich war überrascht, dass wir mit so einer Kompaktheit agiert haben. Das Glück, das wir auch hatten, haben wir uns erarbeitet – mit Laufbereitschaft, mit Leidenschaft. Jeder, der eingewechselt wird, funktioniert, auch der Trainer ist top. Aber niemand, wirklich niemand, hätte mit dem Halbfinale gerechnet. Ich dachte, dass wir vier Punkte holen und so die Gruppenphase überstehen können, mehr aber auch nicht. Aber: Das Halbfinale ist absolut verdient.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die Erfolge in Katar?

Wir stehen defensiv sehr gut. Man sieht, dass Trainer Walid Regragui der Mannschaft den europäischen Fußball eingeimpft hat. Früher sind die Spieler oft vorne stehengeblieben, jetzt kommt nach einem Ballverlust jeder sofort in die Grundordnung zurück. Alle verteidigen hinter dem Ball und jagen ihn. Dass wir nur einen Treffer in fünf Spielen kassiert haben – und das war ein Eigentor –, ist eine bravouröse Leistung angesichts der Gegner. Wir haben gerade einen Lauf. Die marokkanische Mannschaft ist in einer Blase, wo niemand eindringen kann. Daran hat der Trainer einen ganz großen Anteil.

Sie haben mit ihm im Nationalteam zusammengespielt. Wie ist er als Trainer, und wie war er als Spieler?

Super, ein Klasse-Typ. Als Spieler waren wir immer zusammen, haben viel geflachst. Als Trainer verkauft er sich gut und weiß, wie er die Mannschaft motivieren kann. Er gibt guten Input, und die Mannschaft setzt das eins zu eins um. Er ist ein junger Trainer, der sehr früh seine Lizenzen gemacht hat, arbeitete jahrelang sehr erfolgreich in Marokko und wurde Meister mit Wydad Casablanca und hat die afrikanische Champions League gewonnen. Als Nationaltrainer wurde er vor drei Monaten ins kalte Wasser geworfen, eigentlich sogar in ein Haifischbecken, und hat das glänzend gemacht. Obwohl er in Europa noch nie eine große Mannschaft trainiert hat.

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Heute gefeierter Trainer der marokkanischen Nationalelf, früher dort Mitspieler von Youssef Mokhtari: Walid Regragui.
Heute gefeierter Trainer der marokkanischen Nationalelf, früher dort Mitspieler von Youssef Mokhtari: Walid Regragui.
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Die marokkanischen Fans scheinen der zwölfte Mann in Katar zu sein. Was macht sie so einzigartig?

Die Euphorie trägt die Mannschaft. Die argentinischen und marokkanischen Fans sind bei der WM nicht zu toppen, die machen eine Wahnsinnsstimmung im Stadion. Die Fans glauben an die Mannschaft und hoffen auf was ganz Großes und geben dafür ihr letztes Hemd. Marokko ist eine fußballverrückte Natíon, und jetzt schreibt die Mannschaft Geschichte.

Gleichzeitig gab es nach dem Viertelfinale – wie schon nach Siegen zuvor – Randale in Brüssel und Paris. Wie passen Freude und Gewalt zusammen?

Für mich gar nicht. Ich distanziere mich von solchen Fans. Das ist nicht zu entschuldigen, selbst wenn die Polizei angefangen haben sollte. Randale hat auf diesem Planeten nichts verloren. Fußball verbindet und ist ein Sport der Liebe.

Der zwölfte Mann in Katar: Marokkos Fans jubeln nach dem Viertelfinalsieg gegen Portugal.
Der zwölfte Mann in Katar: Marokkos Fans jubeln nach dem Viertelfinalsieg gegen Portugal.
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Was bedeutet der Fußball generell in Marokko und was bedeutet es für das Land, als erstes afrikanisches Team das WM-Halbfinale erreicht zu haben?

Es gibt momentan in Marokko nur ein Thema: Das ist die Nationalmannschaft. Die Menschen sind megahappy und stolz. Bei uns ist es so: Wenn du Leistung bringst, dann wirst du auf Händen getragen. Der Fußball ist groß in Marokko, wir haben Stadien, die mit 40.000, 50.000 Zuschauern gefüllt sind. Wenn Wydad gegen Raja Casablanca im Stadtderby spielt, wollen 150.000 Zuschauer ins Stadion.

Welche Folgen könnte der Triumph für Ihr Heimatland haben?

Die Spieler werden das ein oder andere lukrative Angebot bekommen. Aber damit ist dem Volk nicht geholfen. Ich rechne aber mit einem noch stärkeren Boom im Jugendbereich als 2004. Als wir damals ins Finale des Afrika-Cups kamen, gab es einen Hype. Wir haben den jungen Menschen die Augen geöffnet, dass sie mit Fußball ihre Familien in der Heimat ernähren können.

Könnte der Einzug in die Top Vier der Welt dazu beitragen, dass ein WM-Turnier in Marokko näher rückt? Bewerbungen gab es ja schon reichlich...

Ich hoffe es, denn die Infrastruktur ist da. Eine WM würde Marokko wirtschaftlich voranbringen. Und ich bin sicher: Die Fans werden dann nicht zum letzten Mal in diesem wunderschönen Land sein...

Jetzt geht es am Mittwoch im Halbfinale gegen Frankreich. Ist das Spiel gegen die ehemalige Kolonialmacht etwas Besonderes?

Ja, aber nicht nur deshalb. Viele Marokkaner leben in Frankreich, und viele unserer Spieler sind bei französischen Clubs. Das ist eine Zusatzmotivation. Ich habe mir Frankreich gewünscht, weil die uns liegen. 2008 habe ich übrigens mit Marokko in Paris gespielt und das Tor zum 2:2-Endstand erzielt. Da waren mehr als die Hälfte der Zuschauer für uns, und der Jubel war ohrenbetäubend. Damals wie heute haben uns auch Algerier und Tunesier unterstützt.

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Welche Chancen hat Marokko im Spiel gegen Weltmeister Frankreich, und was für ein Spiel erwarten Sie?

Man hat im Viertelfinale gesehen, dass die Kraft schon etwas nachlässt. Wir müssen mit Aguerd und Saiss die komplette Innenverteidigung ersetzen. Ob wir das 90 oder 120 Minuten kompensieren können, ist fraglich. Ich hoffe, dass es reicht, und wir werden alle dafür beten, aber die individuelle Klasse und Schnelligkeit von Mbappe, Dembele und Co. ist schon gewaltig. Ich denke, dass wir wieder mit einem 4-1-4-1-System kompakt in der eigenen Hälfte stehen und auf Konter oder Standards setzen werden, aber vielleicht überrascht der Trainer uns auch.

Der WM-Titel ist nur noch zwei Siege entfernt. Bleibt er ein Traum oder halten Sie es für realistisch, dass am Sonntagabend ein marokkanischer Spieler den WM-Pokal in den Himmel von Katar streckt?

Unser Vorteil ist: Wir haben nichts zu verlieren. Die Spieler sind jetzt schon Legenden. und können nur noch mehr gewinnen. Und im Fußball ist heute alles möglich. Erzielen wir ein Tor gegen Frankreich, dann ist der Gegner vielleicht geschockt. Und wir haben selbst in Unterzahl kein Tor gegen Portugal kassiert. Im Finale rechne ich mit Argentinien. Aber auch die sind an einem Tag schlagbar.

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