Benzinpreis steigt und steigt

Derzeit sind Benzin und Diesel so teuer wie schon lange nicht. Der Kostenschub an der Zapfsäule hat viele Ursachen. Foto: dpa
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Seit Jahresbeginn schraubt sich der Bezinpreis in immer neue Höhen. Sprit ist so teuer wie seit sieben Jahren nicht mehr.

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BERLIN. Hier ein paar Cent für die CO2-Abgabe, da ein paar Cent für den gestiegenen Rohölpreis. Die Autofahrer bekommen den Kostenschub auf verschiedenen Ebenen an der Zapfsäule zu spüren. Mit rund 1,50 Euro pro Liter für Super E10 kostet Sprit so viel wie seit sieben Jahren nicht mehr. Vom Rekordniveau des Jahres 2012 sind die aktuell verlangten Preise allerdings noch ein gutes Stück weit entfernt. Rund 1,70 Euro verlangten die Mineralölkonzerne damals für Super E10. Im Vergleich zum Jahreswechsel ist die Steigerung jedoch enorm. Laut ADAC legte der Preis für Super E10 um satte 22 Cent zu, der für Dieselkraftstoff um 17 Cent.

Höchststand von vor neun Jahren in Sichtweite

Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser Höchststand in absehbarer Zeit wieder erreicht wird. Denn allein schon die CO2-Abgabe sorgt für steigende Preise. Bei der Einführung der Abgabe zu Jahresbeginn schlug sie mit sieben Cent pro Liter Sprit zu Buche. Da die Abgabe in den kommenden Jahren immer weiter angehoben wird, steigt auch der Benzinpreis weiter an. Bis Mitte des Jahrzehnts werden wohl 16 Cent pro Liter allein darauf zurückgehen. Je nachdem, wie ehrgeizig eine künftige Bundesregierung beim Klimaschutz vorgeht, könnte es noch teurer werden. Doch zur aktuellen Preisentwicklung trägt die CO2-Abgabe nur einen Teil bei. Hier schlagen weitere Faktoren durch, zum Beispiel der steigende Ölpreis. Im vergangenen Jahr kostete ein Barrel Rohöl der Sorte Brent auf dem Weltmarkt zeitweilig nur noch 35 Dollar. Entsprechend günstig wurden die daraus gewonnenen Kraftstoffe gehandelt. Derzeit liegt der Preis bei rund 70 Dollar. Das Benzin war im vergangenen Jahr auch deshalb billiger, weil die Mehrwertsteuer als Reaktion auf die Corona-Krise im zweiten Halbjahr gesenkt wurde. Mit der neuerlichen Anhebung zu Jahresbeginn machte sich dies in wieder steigenden Preisen bemerkbar. Dazu kommt noch ein saisonaler Effekt. In der Hauptreisezeit ziehen die Kraftstoffpreise regelmäßig an.

Auch die Preispolitik der Mineralölfirmen beeinflusst den jeweils aktuellen Preis an der Tankstelle. So geben die Unternehmen den zuletzt sinkenden Ölpreis anscheinend nicht direkt an die Verbraucher weiter. "Nach Einschätzung des ADAC besteht derzeit an den Zapfsäulen Spielraum für Preissenkungen", heißt es in der jüngsten Analyse des Verkehrsclubs. Die Branche bestreitet dies. Der gesunkene Ölpreis habe sich sofort an den Tankstellen in Form niedrigerer Preise bemerkbar gemacht. "Denn dort herrscht Wettbewerb um jeden Kunden", versichert Michael Küchen, Chef des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV).

Nach wie vor ist der Staat neben dem Ölpreis der wichtigste Faktor für die Bildung der Spritpreise. Laut MWV geht der Zuschlag um durchschnittlich 24 Cent pro Liter in diesem Jahr allein auf diese beiden Faktoren zurück. Tatsächlich sind es die dicksten Brocken im Aufbau der Benzinpreise. Nach Angaben des Verbands teilte sich der Preis für einen Liter Superbenzin im Juni dieses Jahres in vier große Blöcke auf. Von den 1,55 Euro, die Autofahrer an der Tankstelle bezahlten, gingen 42,5 Cent für die Beschaffung und Produktion des Kraftstoffs drauf. Gut 90 Cent kassierte der Staat an Energiesteuer und Mehrwertsteuer. 23 Cent deckten die Kosten für den Transport, die Lagerung und den Gewinn der Firmen. Noch stärker als die CO2-Abgabe wirken sich die über den Tag verteilten Preisänderungen auf das Portemonnaie der Autofahrer aus. Der ADAC hat im Mai dieses Jahres die Preisveränderungen an rund 14 000 Tankstellen ausgewertet. Danach steigt der Kraftstoffpreis ab sechs Uhr morgens schnell an und erreicht kurz nach sieben Uhr seinen Höhepunkt. Am günstigsten tanken Autofahrer abends zwischen 18 Uhr und 19 Uhr oder zwischen 20 Uhr und 22 Uhr. "Allein durch die Wahl des richtigen Tankzeitpunkts lässt sich viel Geld sparen", raten die Experten des Clubs.

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Wer später tankt, kann viel Geld sparen

Hermann Tenhagen, Chef des Verbraucherportals Finanztip.de, kennt noch weitere einfache Möglichkeiten, die Spritkosten zu senken. So tanken viele Autofahrer das teurere Superbenzin, statt auf das deutlich günstigere Super E10 umzusteigen. Bei einem Verbrauch von sieben Litern und einer Fahrleistung von 13 000 Kilometern im Jahr ließen sich allein dadurch rund 55 Euro sparen, erläutert der Finanzexperte. Er rät auch zur Verwendung einer der Apps für das Smartphone, mit denen sich die aktuellen Preise an den nächsten Tankstellen vergleichen lassen. Auch hier ist der Preisunterschied spürbar. Bis zu zwölf Cent weniger kostet der Sprit bei der günstigsten Tankstelle.